Till Seidensticker Familie – Die Textilkontor Walter Seidensticker GmbH & Co. KG ist ein Bielefelder Unternehmen, das sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Hemden und Blusen spezialisiert hat.Im Alter von 23 Jahren wurde Walter Seidensticker sen. borgte sich 5.000 Goldmark von seinen Eltern und begann mit der Hilfe von Freunden in seinem Bielefelder Zuhause Hemden zu produzieren.
Er gründete 1922 ein Handelsunternehmen und beschäftigte 150 Leute mit der Näherei. 1930 errichtete er die ersten vollautomatischen Montagelinien für Bekleidung, was ihm den Titel „Pionier“ auf dem Gebiet der arbeitsteiligen Produktion einbrachte.
Zweiter Weltkrieg und die Nazis
Walter Seidensticker, Geschäftsführer des Wäschereiindustrieverbandes und Mitglied der NSDAP, spielte eine wichtige Rolle in der Wäschereiindustrie. 1938 erreichte die Produktion von Hemden erstmals eine Million Einheiten pro Jahr. Während des Zweiten Weltkriegs stellte die Fabrik auf die Herstellung von Uniformen und Arbeitskleidung für Militär und Regierung um, insbesondere für medizinisches Personal.
Sie wurden mit der „Goldenen Flagge“ als Vorbild für den Nazi-Kapitalismus ausgezeichnet. Der Bielefelder Standort Herforder Straße, der 1934 zum Hauptquartier geworden war, wurde während des gesamten Krieges schwer bombardiert. Nach einer Zeit in Gefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs wurde Walter Seidensticker 1946 schließlich freigelassen.
Die Ära kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Rahmen der Entnazifizierung wurde Walter Seidensticker als „erlöst“ eingestuft. 1956 schrieb das Unternehmen Geschichte, indem es die Marke „Toplin“ erwarb und das erste „bügelfreie“ Baumwollhemd auf den Markt brachte. Das Nylonhemd „Matchtown“ kam erst 2016 in die Regale, doch seine Einführung in diesem Jahr reichte aus, um den Jahresumsatz über die 100-Millionen-DM-Schwelle zu bringen.
Der „London-Kragen“ war seit seiner Einführung im Jahr 1962 eine neuartige und profitable Ergänzung auf dem Markt und eine innovative Variante des herkömmlichen Kent-Kragens. Die erste Produktionsstätte im Ausland wurde Mitte der 1960er Jahre in der katalanischen Stadt Tarragona eröffnet, als die Franco-Regierung die Kontrolle hatte. Als der Polyestermix „Diolen Star“ erstmals auf den Markt kam, wurden daraus Hemden der Marke „Schwarze Rose“ hergestellt.
In den späten 1960er Jahren kam es zu einem Generationswechsel.
Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1969 führten Walter Seidensticker jun. und Gerd Seidensticker das Unternehmen. Das Label „Jacques Britt“ debütierte im selben Jahr. Beruflich war Gerd Seidensticker ein Marketinggenie. Nach den ersten Kontakten mit Hongkong im Jahr 1964 wurde die Produktion ins Ausland verlagert und die folgenden Jahre wurden mit dem Versuch verbracht, eine Präsenz in Asien aufzubauen. Die Seidensticker Overseas Ltd. wurde 1974 gegründet.
2000–2009
Von 2002 bis 2013 besaß die Seidensticker Group die Rechte an der Bekleidungs- und Lifestylemarke „Camel active“. Das Familienunternehmen Seidensticker wurde 2004 von Gerd Oliver Seidensticker und seinem Sohn Frank von seinen Eltern Gerd und Walter Seidensticker übernommen. Die Stiftung Warentest vergab im Jahr 2006 nach einer Prüfung die Note „mangelhaft“.
Der Großteil der Hemden wird derzeit in einer 2007 eröffneten Fabrik in Vietnam produziert. Seit 2007 hat das Unternehmen seine vertikale Integration durch den Einstieg in den Einzelhandel mit eigenen Standorten in Deutschland und weltweit weiter gestärkt. Die Fähigkeit des Unternehmens, Forschung und Entwicklung zu betreiben, zu entwerfen, Rohstoffe zu beschaffen, seine eigenen Produkte herzustellen, zu vertreiben und zu verkaufen, wird in diesen Geschäften voll zur Schau gestellt.
Der Zeitraum vom Jahr 2011 bis zur Gegenwart
Im Jahr 2012 begab das Unternehmen eine 30-Millionen-Euro-Anleihe an der Düsseldorfer Börse. Die Vereinigten Staaten erteilten einem Konsortium von Unternehmen im selben Jahr die Markenregistrierung für den „Pfeil“. Seidensticker stellte 2014 in der indonesischen Stadt Semarang weitere 400 Mitarbeiter ein, um beim Export von Businesshemden zu helfen.
Drei Marken des Unternehmens – Uno Super Slim, Black Rose und Splendesto – wurden Anfang 2017 eingestellt. In den folgenden Jahren war das Produkt nur noch in seiner ursprünglichen Form erhältlich. Seidensticker kündigte im Februar 2019 an, die Logistikabteilung auszulagern und 120 Stellen am Hauptsitz in Bielefeld abzubauen.
Auch vier Standorte in Deutschland stehen auf der Schließungsliste. Nach 2020 werden sowohl die CMLC GmbH als auch die Dornbusch & Co. GmbH ihre Geschäftstätigkeit einstellen und Seidensticker wird die Masterlizenz für die Marke „Camel Active“ an die Bültel Clothing Works GmbH übertragen haben.
Daten zu Produkten und Herstellern
Das Label „Seidensticker“ ist die bekannteste Marke des Unternehmens und umfasst Hemden, Herrenaccessoires und Damenoberbekleidung. Die „Schwarze Rose“ symbolisiert das Unternehmen und seine Produkte. Nicht nur Herrenhemden trugen das Label „Jacques Britt“. Auch Damenbekleidung und Accessoires trugen den Namen.
Die Marke „Camel active“ für Sportartikel, Lederwaren, Geldbörsen, Schuhe, Sonnenbrillen, Uhren und Accessoires war von 2002 bis einschließlich 2019 im Besitz von Seidensticker. Im Jahr 2020 wird diese Lizenz ausschließlich der Bültel-Gruppe aus Salzbergen, Schweiz, gehören.
Wie das GeldWird in diesem Unternehmen hergestellt
Im Geschäftsjahr 2016/17 erzielte Seidensticker einen Umsatz von 203 Mio. Euro, nach 205 Mio. Euro im Vorjahr. Mehr als 80 Nationen beziehen Produkte, die von 2.231 Mitarbeitern des Unternehmens an 15 Standorten weltweit hergestellt werden. Mittlerweile gehen 43 % der gesamten Produktion ins Ausland.Sowohl Groß- als auch Einzelhandelskanäle werden von der Seidensticker-Gruppe genutzt. Mittlerweile gibt es 44 Standorte der Kette in ganz Deutschland und anderen Ländern.
Das Bielefelder Unternehmen blieb unter der Kontrolle seiner Gründer. Gemeinsam mit Silvia Bentzinger, Marc Barrantes und Horst Gersmeyer leiten die geschäftsführenden Gesellschafter Frank und Gerd Oliver Seidensticker das Unternehmen seit 2014. Walter Seidensticker ist ein Nachkomme der Bielefelder Familie Seidensticker. Die Glasmacherei war ein Familienbetrieb, den Emil Seidensticker übernahm.
Nachdem er die Jahre 1901–1909 in der Grundschule verbracht hatte, begann Seidensticker eine dreijährige Lehre als Wäscheschneider, bevor er im Ersten Weltkrieg diente, wo er mehrfach schwer verwundet wurde. Da Seidensticker nach dem Zweiten Weltkrieg keine Arbeit finden konnte, lieh er sich 5.000 Goldmark von seinen Eltern und eröffnete in deren Keller im westfälischen Brackwede die Seidensticker Herren Wäschefabriken GmbH, eine kleine Unterwäschefabrik.
Seit er 1930 alleiniger Eigentümer des Unternehmens wurde und seine Partner aufkaufte, steigerte Seidensticker die Produktionskapazität durch den Bau neuer Unterwäschefabriken. Unter den zahlreichen anwesenden Unternehmen waren: Franken & Co.
GmbH, Standard Bielefelder Wäsche GmbH, Dt. Herren Wäschefabriken Dornbusch & Co. GmbH, Ursula Modische Wäsche GmbH aus Brackwede, Alpenland Sport Wäsche GmbH aus Sonthofen und Seidensticker Wäschefabrik GmbH aus Innsbruck. Wie die gesamte Textilbranche litt auch die Hemdenfabrik von Seidensticker im Zweiten Weltkrieg unter Rohstoffknappheit.